…Angelika Wegner, Leiterin des Familienzentrums Lintorf, der ersten „FairenKITA“ Niedersachsens

Frau Wegner, herzlichen Glückwunsch, seit dem 12.11. darf sich das Familienzentrum Lintorf als „FaireKITA“ bezeichnen und ist damit die erste FaireKITA Niedersachsens. Was steckt hinter der Auszeichnung „FaireKITA“?

Vielen lieben Dank, wir freuen uns riesig und sind stolz, als erste „FaireKITA“ in Niedersachsen ausgezeichnet worden zu sein. Der gebräuchliche Name für „fair“ sagt es schon: Uns ist es wichtig, dass es in unserer Kita fair zu geht! Der faire Umgang zwischen den Kindern und zwischen Erwachsenen und Kindern wird täglich begleitet und gelebt. Darüber hinaus gehört der Faire Handel zum KITA-Alltag der Kinder. Unser einjähriges Langzeitprojekt „Eine Reise um die Welt“ forderte unsere Kinder und das Team dazu auf, auch ferne Länder transparent begreifbar zu machen. Kindgerecht, verbunden mit vielen praktischen Angeboten, schafften es die Kinder, Zusammenhänge zu verstehen und ihr Gerechtigkeitsempfinden zu schärfen. Ziel war und ist es, mit einer motivierten pädagogischen Begleitung, die thematischen Inhalte mit den Kindern nachhaltig zu verfolgen und mit dieser Vielfalt respektvoll umzugehen.

Woher kam die Idee, sich an dem Projekt zu beteiligen?

Zuerst einmal leben wir in einer Gemeinde, wo „Fairtrade-Town“ oder „Cittaslow“ wirklich gelebt werden. Gesunde Ernährung und Bewegung, achtsam mit unserer Umwelt umzugehen, nimmt seit Jahren in unserer Einrichtung einen hohen Stellenwert ein. Somit waren wir nach den ersten Informationen zum Projekt „FaireKITA“ auf der Didacta-Messe 2018 sofort offen und neugierig, mehr über die Inhalte zu erfahren. Auslöser, das Projekt konkret umzusetzen, war dann tatsächlich im Sommer 2018 die Informationsveranstaltung mit Dirk Steinmeyer, Eine-Welt-Promotor und Fair-Handels-Berater, und der Referentin Judith Altenbockum in Osnabrück.

Konnten sich Erzieher*innen, Eltern und Kinder gleich für das Projekt begeistern?

Hier kann ich nur sagen, für mich, als Leitung, war es ein Leichtes, das Projekt ins Team zu tragen, da bei allen Kolleginnen ein großes soziales Engagement, auch privat mitgebracht wird. Dadurch haben sich auch unsere Kinder schnell mitreißen lassen, weil das Thema ansprechend vermittelt wurde. Zudem haben wir eine Möglichkeit gesucht, auch unseren Kindern ferne Länder begreifbar zu machen. Da unser Thema nicht aus der direkten Lebenswelt der Kinder kam, haben wir kindgerecht den Stofftierhasen „Felix“ mit auf Reisen zu den verschiedenen Kontinenten geschickt. Fasziniert haben die Kinder ihr Wissen ins Elternhaus getragen und somit immer wieder als Multiplikator ein neues Bewusstsein geschaffen.

Welche Schritte ist das Familienzentrum gegangen, um „FaireKITA“ zu werden?

Nachdem wir alle Rahmenbedingungen geklärt hatten, machten wir uns mit einer festgelegten „Steuerungsgruppe FaireKITA“ mit vier Kolleginnen auf den Weg, das große Thema kindgerecht zu füllen. Kontakte zu anderen Institutionen, Besuch der Ausstellung in der DBU, dass regelmäßige Einkaufen von fair gehandelten Produkten, Obstnetze statt Plastiktüten, Dosen für den Einkauf von Käse und Wurst, Müllsortierung in den Gruppen, Mehrweg-Wechselwäschetüten (selbst genäht), Wasser- und Seifenspender förderten unseren Einstieg.

Wie werden die Themen von den Kindern aufgenommen?

Alle angesprochenen Themen wurden wissbegierig von den Kindern und mit viel Freude erarbeitet und eifrig ins Elternhaus getragen. Die bekannten „Fairtradesymbole“ wurden relativ schnell in den Köpfen der Kinder abgespeichert, so dass der familiäre Einkauf ein neues Bewusstsein bekam, laut Aussage der Eltern: „Kinder erziehen Eltern!“

Was sind Ihre Pläne für das Neue Jahr?

Unser Plan und unsere Inhalte 2020 werden intensiv zur weiteren Gestaltung und Umsetzung der Nachhaltigkeit verwendet. Damit ist gemeint, das Team und die Kinder immer wieder neu zu motivieren. Z.B.: der Abbau von Müll, der weitere Austausch von Plastik- zu Porzellangeschirr, regelmäßige Planungstreffen um neue Ideen vorzustellen, Sammelaktionen für den guten Zweck (alte Handys, Tabita o.ä.). Nicht zu vergessen, die Elternschaft in alle zukünftigen Prozesse mit einzubinden. Dazu zählt konkret, ab 2020, die Qualität des täglichen Mittagessens zu verbessern (regional + bio).