…Jolver Mendoza, Kooperative UCA Miraflor, Nicaragua & Jens Klein von Café Chavalo e.G., Leipzig

Herr Klein, Café Chavalo schreibt sich auf die Fahne fair, ökologisch nachhaltig und in respektvoller Partnerschaft zu den Erzeuger*innen in Nicaragua zu wirtschaften. Was genau machen Sie anders?

Café Chavalo arbeitet ausschließlich mit Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in Nicaragua zusammen. Der intensive Kontakt und eine Beziehung auf Augenhöhe sind uns extrem wichtig. Denn wir wollen im Schulterschluss mit unseren Partnerinnen und Partnern nachhaltige Vertriebsstrukturen hier in Deutschland aufbauen. Ein ganz wichtiger Aspekt dabei ist die Mitgliedschaft der Kooperativen in unserer Genossenschaft. Denn dadurch sind die Produzenten selbst ein Teil von Café Chavalo in Deutschland und können in der Generalversammlung mitbestimmen, wo die Reise hingeht. Es herrscht völlige Transparenz über unsere Arbeit. Die Bäuerinnen und Bauern wissen also genau, wie es bei uns läuft und wie bspw. unsere Personal- und Gehaltssstruktur aussieht.
Wir sind unabhängig zertifiziert und Mitglied des Fair-Band sowie anerkannter Lieferant des Weltladen-Dachverbands. Das sorgt für Glaubwürdigkeit und eine externe Kontrolle. Doch die geltenden Fairhandelskriterien sind für uns nicht das Ende der Fahnenstange, sondern vielmehr ein Anfang. Wir arbeiten in der Regel mit höheren Preisen und zusätzlichen Prämien, um etwa die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kooperativen zu unterstützen oder die Infrastruktur zu verbessern. Mit unserem Pilotprojekt der solidarischen Landwirtschaft verabschieden wir uns außerdem vom Preis pro Kilogramm Ware und stellen stattdessen wirklich den Menschen in den Mittelpunkt des Handelns.

Wie gelangt der Kaffee nach Deutschland und wo kann man ihn kaufen?

Am Anfang haben wir klassisch und ausschließlich Kaffee in Schiffscontainern nach Deutschland transportiert. Seit 2018 verschiffen wir jedoch einen zunehmenden Teil unseres Kaffees per Frachtsegler von Mittelamerika nach Europa. Der mehr als 100 Jahre Gaffelschoner AVONTUUR ist ein Mal im Jahr in Mittelamerika und lädt dort für uns und andere Kaffee, Kakao und Co. Damit setzen wir ein Zeichen für emissionsarmen Transport und prangern an, dass es dringend nachhaltigere Lösungen für den globalen Warentransport braucht. Denn die Containerschiffe sind in ihrer jetzigen Form weder ökologisch noch sozial länger tragbar.
Unseren Kaffee gibt es vor allem in Welt- und Bioläden sowie in einigen Unverpackt-Läden. Wer in seinem Heimatort nicht fündig wird, kann gerne den nächstgelegenen Weltladen dazu animieren, Café Chavalo ins Sortiment aufzunehmen. Alternativ betreiben wir auch einen eigenen Online-Shop.

Herr Mendoza, gemeinsam mit Ihrer Mutter bauen Sie in Miraflor Kaffee an. Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus und was sind die größten Herausforderungen?

Ja, wir bewirtschaften seit 2 Jahren eine Fläche von ungefähr 2 Hektar Kaffee. Unsere tägliche Arbeit besteht darin, dass sich meine Mutter zu Hause um meine fünfjährige Schwester kümmert und Essen für mich und meine Helfer in den Kaffeeparzellen kocht. Natürlich arbeite ich auch in anderen Bereichen, z. B. beim Anbau von Mais und Bohnen für den täglichen Bedarf. Und ich helfe meinen Onkeln, um Geld für mein Studium zu verdienen. Am schwierigsten war es für uns, als wir kein Geld hatten, um die notwendigen Arbeiten in den Kaffeeparzellen zu erledigen.

Sie haben sich mit anderen Erzeuger*innen zu dem Kooperativenverband „UCA Miraflor“ zusammengeschlossen und verkaufen an Café Chavalo. Wie kam es dazu?

Die Kooperative wurde 1990 gegründet und im Laufe der Zeit sind viele Kaffeebauern der Kooperative beigetreten, z. B. mein Onkel. Ich selbst bin noch nicht Mitglied, aber nächstes Jahr will ich beitreten. In der Vergangenheit habe ich aber bereits als Promotor in der Kooperative UCA Miraflor gearbeitet.

Was sind Ihre Erfahrungen mit dieser Zusammenarbeit?

Wir haben gute Erfahrungen gemacht, denn durch diese Zusammenarbeit haben die Bauernfamilien, die Mitglieder der UCA Miraflor sind, viele Fortschritte durch Projekte gemacht, zum Beispiel durch das neue und gute Projekt „Solidarische Landwirtschaft“. Bisher läuft alles gut, und wir hoffen, dass dies auch weiterhin der Fall sein wird, damit wir alle Fortschritte machen können. Es gibt einen großen Unterschied zur früheren Arbeit mit konventionellem Kaffee und konventionellen Partnern. Der zertifizierte Kaffee ist in mehrfacher Hinsicht für alle besser – in Bezug auf den Preis, die Gesundheit usw. Es macht einen großen Unterschied für alle.

Was hat sich an Ihrer Lebens- und Arbeitssituation geändert?

Es hat sich viel verändert, denn wir leben nun gesünder. Die Menschen gehen nicht mehr das Risiko ein, sich durch die Arbeit mit Stoffen zu vergiften, die ihrer Gesundheit schaden können. Bei der Arbeit mit Bio-Produkten können sie darauf vertrauen, dass sie gesundheitlich unbedenklich ist.

Vielen Dank für das Gespräch!

WO FINDE ICH DEN SEGELKAFFEE & WEITERE PRODUKTE VON CAFÉ CHAVALO?

in Weltläden vor Ort:
www.weltladen.de > Weltladen finden

in vielen Bio-Läden vor Ort

und im Online-Shop der Genossenschaft:
www.cafe-chavalo.de