…Natascha Lehmann von foodsavers
Natascha, eure Initiative engagiert sich seit April 2019 in der Stadt Bramsche, Wallenhorst und Umgebung. Worum geht es euch?
Wir wollen auf die Lebensmittel- und Ressourcenverschwendung in unserer Gesellschaft aufmerksam machen. Wir möchten erreichen, dass Lebensmittelbetriebe und vor allem Privatleute für diese Themen sensibilisiert werden, da am meisten Lebensmittel durch die Privathaushalte im Müll landen.
Wie viele Menschen engagieren sich in Eurer Gruppe?
Für den Bereich „foodsharing Lotte, Westerkappeln und Mettingen“, zu dem „foodsharing Bramsche, Wallenhorst und Umgebung“ hinzuzählt und in seiner Neugründung unterstützt wird, engagieren sich bis dato schon 104 Mitglieder über unsere Internetplattform www.foodsharing.de. Darüber hinaus gibt es aber auch weitere, die uns bei verschiedenen Aktivitäten logistisch unterstützen.
Wie seid ihr organisiert?
Über foodsharing.de kann sich jede(r) auf vielfältige Weise und mit unterschiedlichen Graden der Verantwortung und zeitlichen Kapazitäten einbringen: Personen können, z.B. über die sogenannten Essenskörbe oder von privat zu privat über die jeweiligen Facebook-Seiten, überschüssige genießbare Lebensmittel mit anderen teilen. Eine andere Möglichkeit ist, sich als „foodsaver“ zu engagieren und noch genießbare Lebensmittel bei den jeweiligen Betrieben vorm Wegschmeißen zu retten und zu „fairteilen“. Ebenso kann man als „Betriebsverantwortliche(r)“ vor Ort genießbare Lebensmittel vor der Mülltonne bewahren und als Ansprechpartner für die Planung und Umsetzung der Abholungen durch die foodsaver dienen.
Inwiefern kooperiert ihr mit Supermärkten und anderen Akteuren in der Branche?
Wir kooperieren hier vor Ort z.B. mit der Firma Eiszeit GmbH und mit einigen Marktbeschickern auf dem ortsansässigen Wochenmarkt. Ziel, neben der Lebensmittelrettung, ist auch, dass wir unsere Kooperationspartner mehr dafür sensibilisieren, dass durch eine geschicktere Planung im Einkauf oder verbesserte Vorratshaltung, der Lebensmittelverschwendung entgegengetreten werden kann.
Kritiker sagen „Das ist Symptombekämpfung. Mann muss der Überproduktion entgegenwirken und sich für die gerechte Verteilung von Lebensmitteln einsetzen.“
Dies ist grundsätzlich wünschenswert. Jedoch werden von ca. 12 Milliarden Tonnen noch genießbarer Lebensmittel, die jedes Jahr im Müll landen, 7,2 Milliarden Tonnen durch private Haushalte weggeschmissen. Folglich schließt das eine das andere nicht aus . Ob Oma Hilde und Nachbar Karl von nebenan, der Bauer auf seinem Feld, der Lebensmittelproduzent oder die Händler, jeder kann und muss über dieses Thema nachdenken und sollte bei sich selbst anfangen, etwas zu verändern.
Welche Aktionen, Veranstaltungen oder Kampagnen habt ihr schon durchgeführt?
foodsharing ist viel mehr als nur Lebensmittel retten. Wir informieren über die doch noch oft lange Haltbarkeit der Lebensmittel, welche über dem Mindesthaltbarkeitsdatum sind. Wir klären auf über die richtige Lagerung oder Weiterverarbeitung von nicht nur geretteten Lebensmitteln, wie z.B. das Einkochen. Zurzeit sind wir öfter in der Bramscher Fußgängerzone im Rahmen der Aktion „Sch(l)aufenster“ und informieren über unsere Arbeit und Anliegen. Sicherlich sind, sobald die Corona-Pandemie es zulässt, auch Veranstaltungen wie ein Stand auf dem Wochenmarkt oder „Schnippelparty´s“ in Schulen o.ä. eine tolle Gelegenheit auf das Thema foodsharing, Lebensmittel- und Ressourcenverschwendung aufmerksam zu machen.
Was kann man im eigenen Haushalt gegen Lebensmittelverschwendung tun?
Ganz einfach: nur das einkaufen, was man auch wirklich verzehren kann, z.B. mithilfe der Erstellung eines wöchentlichen Kochplanes. Gerne sollte auch der eigene Vorratsschrank unter die Lupe genommen werden, wo sich oft noch die tollsten Lebensmittel finden, die auf ihre Verwendung warten. Auch auf die richtige Lagerung der Lebensmittel kommt es an. Überschüssige Lebensmittel, können an andere weitergegeben oder z.B. über foodsharing.de oder über die Facebook-Seiten verteilt werden.
Was sind Eure nächsten Pläne? Was wünscht Ihr Euch für Eure Region?
Wir wünschen uns, dass die Leute sich für dieses Thema sensibilisieren lassen und darauf achten, so wenig wie irgend möglich an noch genießbaren Lebensmitteln wegzuwerfen. Bis dies jedoch soweit ist, wäre es auch schön, wenn sich mehr Leute aktiv bei foodsharing einbringen würden, so dass wir noch mehr auf das Thema aufmerksam machen und Lebensmittel vor der Tonne retten können. Auch ein öffentlicher Kühlschrank oder öffentlicher „Fairteiler-Schrank“, wo Privatpersonen noch genießbare Lebensmittel hineinlegen und andere diese wieder zum Verzehr hinausnehmen können, wäre ein Wunsch. Jedoch ist auch dieser Wunsch leider noch nicht realisierbar.
Vielen Dank für das Gespräch!