…Hilke Gövert, seit 30 Jahren ehrenamtlich engagiert im Weltladen Wilsum
Frau Gövert, mit Stolz blickt der Weltladen Wilsum in diesem Jahr auf seine 30jährige Geschichte zurück. Waren Sie von Anfang an mit dabei? Was können Sie uns zu den Anfängen des Weltladens sagen?
Ja, ich war von Anfang an dabei. Meine Mutter, Gisela Gövert hatte damals „die Idee“ dazu. Sie hatte den „Dritte-Welt-Laden“ -so war die Bezeichnung ja damals noch- in der Nachbargemeinde Emlichheim besucht und sich gedacht, so etwas könnten wir ja hier in Wilsum auch machen. Zunächst haben wir uns eine „Wagenladung“ Ware aus dem Emlichheimer Laden geholt und das Sortiment nach einem Gottesdienst im Gemeindehaus vorgestellt. Die ev. ref. Kirchengemeinde hat uns von Anfang an immer unterstützt und uns einen Raum für den Verkauf im Gemeindehaus zur Verfügung gestellt. Wir hatten am Anfang sechs Mitarbeiterinnen und haben seitdem und bis heute jeden Samstag von 10 – 12 Uhr die Türen geöffnet.
Was hat sich seit damals verändert?
Bald nachdem wir mit unserem Engagement gestartet sind, wurde seitens der Kirchengemeinde ein neues Küsterhaus geplant. Es wurden dort direkt Räumlichkeiten mit separatem Eingang für uns mit eingeplant. So konnten wir nach 3 Jahren, also 1997, in einen neuen, größeren Raum einziehen.
Wir sind von Beginn an quasi eine Aktionsgruppe der ev. ref. Kirchengemeinde, wobei wir auch von Anfang an Mitarbeiterinnen aus der ev. altref. Nachbargemeinde hatten. Immer mal wieder haben auch Konfirmandinnen mitgeholfen und über die Jahre hatten wir auch oft zugezogene Niederländerinnen die uns tatkräftig unterstützt haben. Es hat allerdings 28 Jahre gedauert, bis wir den ersten männlichen Mitarbeiter bekamen.:-)
Die Öffnungszeiten von 10 – 12 Uhr an jedem Samstag haben sich nicht geändert, zusätzlich haben wir oft Stände aufgebaut auf Kunsthandwerkermärkten, Kinderkleiderbörsen, Gemeindefesten und und und.
Seit vielen Jahren bieten wir zum Europäischen Weltladentag ein Faires Frühstück an und in der Vorweihnachtszeit laden wir ein zum Advents-Café. Diese Veranstaltungen sind zum festen Bestandteil unserer Arbeit geworden und werden auch gut besucht.
Wie haben Sie das Jubiläum gefeiert?
Unser 30-jähriges Jubiläum haben wir als Auftakt der Fairen Woche, passend zum Thema Klimagerechtigkeit, mit der Ausstellung „Jedes Zehntel Grad zählt“ begonnen. Die Ausstellung wurde uns von der Organisation NETZ e.V. zur Verfügung gestellt und zeigt Fotos von Noor Ahmed Gelal aus Bangladesch. Der Fotograf begleitete Familien in ländlichen Regionen von Bangladesch und gibt Einblicke in ein Land, welches durch seine besondere geografische und topografische Lage zunehmend von Wetterextremen betroffen ist.
Wir haben samstags alle ehemaligen Mitarbeiterinnen und Freunde des Weltladens zur Ausstellung und zum Grillen eingeladen. Wir hatten einen schönen Abend mit guten Gesprächen, ein kleines Quiz mit der Aussicht auf einige sehr schöne Preise rundete den Abend ab. Am Sonntag haben wir die ganze Kirchengemeinde im Anschluss an den Gottesdienst auf Kaffee und Tee eingeladen. Natürlich konnte auch da die Ausstellung angesehen werden. Besuch hatten wir außerdem auch noch von der Norddeutschen Mission, die wir auch seit vielen Jahren unterstützen.
Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für die Zukunft? Wo soll die Reise hingehen?
Für uns wird es eine Herausforderung sein, weiterhin Mitarbeiter*innen für die Arbeit im Weltladen zu gewinnen. Derzeit sind wir mit 12 Mitarbeitenden noch gut aufgestellt, aber in den nächsten Jahren werden altersbedingt sicher noch einige ausscheiden. Gerne würden wir hier und da noch mehr Aufklärungsarbeit betreiben, dieses ist uns leider aus verschiedenen Gründen nicht immer so gut möglich. Seit einigen Jahren wird bereits in beiden Wilsumer Kirchengemeinden fair gehandelter Kaffee ausgeschenkt, das ist schon toll! Vielleicht können wir demnächst noch mehr Vereine und Gruppen überzeugen „unseren“ Kaffee auszuschenken. Das würde dem Fairen Handel nochmal wieder Aufschwung geben.
Vielen Dank für das Gespräch!
Foto: privat