…Stephanie Seeger, Weltladen Osnabrück und Ingo Schlotter, WeltPartner

Seit 2001 hat Osnabrück einen eigenen Stadtkaffee aus Fairem Handel. Jetzt erscheint der „Osnabrück Kaffee“ gemeinsam mit dem „Osnabrück Espresso“ und der „Osnabrück Schokolade“ in neuem Gewand und mit neuem Inhalt. Frau Seeger, was ist die Idee hinter diesen Produkten und worauf zielt das Städtelabel ab?

Wir vom Weltladen Osnabrück wollen zeigen, dass Fairer Handel möglich und in allen Bereichen, in denen wir konsumieren, umsetzbar ist. Da Osnabrück in diesem Jahr wieder als FairtradeTown ausgezeichnet wurde, wollten wir die Gelegenheit nutzen, auch das Stadtmarketing neu und vor allem fair zu gestalten. Das neue faire Osnabrück-Sortiment ist ein tolles Geschenk oder Mitbringsel aus Osnabrück. Es ist aber nicht nur eine nette Geste, sondern vor allem frei von Sklaven- und Kinderarbeit. Das abgebildete Kopfsteinpflaster und die Fassade des Hauses spiegeln die schöne Altstadt der Friedensstadt Osnabrück wieder. Diese Botschaft, die die Stadt als Friedenstadt sendet, wollen wir in ein breites fair gehandeltes Marketingsortiment einfließen lassen. Nach 20 Jahren wurde es Zeit für einen neuen, modernen „Osnabrück-Kaffee“. Wir wollen zeigen, dass Fairer Handel nicht altbacken und verstaubt ist, sondern brandaktuell. Das passende neue Design dazu liefert uns Mareike Woltering.

Wie sind die bisherigen Erfahrungen: Verkaufen sich die Produkte besser, wenn „Osnabrück“ draufsteht? Erreicht die Idee des Fairen Handels mehr Menschen?

Unser alter Osnabrück-Kaffee hat sich vor allem unter den Osnabrücker*innen etabliert und wird dort gerne getrunken, aber auch verschenkt. Da wir den auch an andere Einzelhandelsgeschäfte verkaufen, ist der Osnabrück-Kaffee definitiv der „Renner“ unter unseren fair gehandelten Kaffees. Mit einem modernen Design und einem breiteren Angebot, wollen wir nun auch Menschen erreichen, die einfach auf der Suche nach einem schönen Geschenk aus Osnabrück sind. So erreicht die Botschaft des Fairen Handels auch viele Menschen, die die Weltladen- bzw. Fairhandelsbewegung vielleicht so bisher noch nicht kannten.

Was steckt denn drin in den neuen Produkten?

Der neue Osnabrück-Kaffee ist eine Bio-Arabica-Mischung, also feinster Kaffee von der Kooperative La Providencia aus Nicaragua und der Oromia Coffee Farmers Cooperative Union kurz OCFCU aus Äthiopien (dem Ursprungsland des koffeinhaltigen Getränks) mit einem milden Geschmack. Er bietet einen tollen Genuss für jede*n Kaffeeliebhaber*in. Der Osnabrück-Espresso ist eine Mischung aus Bio-Arabica-Bohnen ebenfalls von der OCFCU in Äthiopien und Bio-Robusta-Bohnen aus Tansania. So entsteht ein kräftiger Geschmack, der für Espresso genau das Richtige ist. Die Osnabrück-Schokolade wird von Zotter in Österreich für uns hergestellt. Hier haben wir uns für eine Haselnussnougat Krokant Variation (vegan) entschieden. Zotter und WeltPartner pflegen seit vielen Jahren eine enge Partnerschaft. So werden Zucker der Kooperative Manduvirá (Paraguay) und Haselnüsse des Unternehmens ISIK Tarim (Türkei) von WeltPartner für die Schokoladenproduktion bereitgestellt.

Wie haben Sie das individuelle Design der Produkte finanziert?

Wir wollen das Osnabrücker Stadtmarketing fair gestalten und konnten dafür schnell die lokale Agenda 21 der Stadt sowie das Bistum Osnabrück, den evangelisch lutherischen Kirchenkreis und die evangelisch reformierte Gemeinde Osnabrück als Sponsor*innen gewinnen. Sie waren auch schon bei dem alten fair gehandelten Osnabrück-Kaffee als Unterstützer*innen dabei. So konnten wir das neue Design der Produkte finanzieren.

Herr Schlotter, WeltPartner liefert die Produkte für den Osnabrück Kaffee und den Espresso. Erzählen Sie uns bitte kurz etwas über die Genossenschaft.

Die Fair Trade Genossenschaft WeltPartner organisiert als Fairhandelsimporteur den Kontakt mit über sechzig Kleinproduzentengruppen aus über vierzig Ländern und handelt mit deren Waren. Das sind über 1.550 Artikel. Ziel ist eine langfristige, partnerschaftliche Zusammenarbeit, die die Gruppen vor Ort stärkt. Durch ihre Einlage und die Mitarbeit in den Gremien können interessierte Produzentengruppen, Verarbeiter, Weltläden und Privatpersonen die Infrastruktur des Fairen Handels aktiv zum Wohle aller Beteiligten gestalten, stärken und ausbauen.

Aus welchen Kooperativen stammen die neuen Osnabrück-Produkte?

Der Osnabrück-Kaffee stammt, wie von Frau Seeger erwähnt, von den Kooperativen „La Providencia“ aus Nicaragua und „Oromia Coffee Farmer Cooperative Union“. La Providencia unterhält einen von der Kooperative verwalteten Sozialfonds, mit dessen Hilfe die Mitglieder Gesundheits- und Schulkosten finanzieren können. OCFCU betreibt sogar eine eigene Bank und ein eigenes Gesundheitszentrum. Durch die genossenschaftliche Struktur bieten beide Kooperativen ihren Mitgliedern die Möglichkeit, vom Kaffeeanbau leben und somit auf dem Land leben zu können. Die Alternative wäre oftmals eine Landflucht, die dann im Teufelskreis der Armut in den Slums der Großstädte endet. Da beide Kooperativen biozertifiziert sind, tragen sie auch aktiv zu Umweltschutz und Biodiversität bei. Von dieser Qualität profitiert auch die Kaffeetrinkerin hier in Osnabrück, da auf Kunstdünger und Pestizide beim Anbau verzichtet worden sind.

Angenommen andere Städte oder Gemeinden möchten Produkte mit individualisierten Labels anbieten. Wie stellen sie es an?

Sie informieren sich einfach kurz » www.weltpartner.de/de/agenda-kaffee. Dort ist ein knapp zweiminütiges Video hinterlegt, das die wichtigsten Informationen anschaulich erklärt. Für ein gemeinsames Gespräch, wie das gemeinsame Vorhaben einfach und zügig umgesetzt werden kann, stehe ich dann gerne zur Verfügung. Meine Kontaktdaten sind unter dem genannten Link hinterlegt.

Vielen Dank für das Gespräch!