…Bärbel Baum, Vorstandmitglied des Oikocredit Förderkreises Niedersachen-Bremen e.V.

Frau Baum, seit 1980 engagiert sich Ihr Verein mit der Förderung der Entwicklungsgenossenschaft Oikocredit für weltweite Solidarität und soziale Gerechtigkeit. Was genau sind die Ziele des Vereins?

Vielen Dank, dass Sie dieses Interview mit mir führen! Wir passen gut zu Ihrem Netzwerk, denn Oikocredit arbeitet sozial ausgerichtet und vernetzt. Unser Ziel: das Leben von Menschen im globalen Süden durch Kredite zu verbessern.

Inwiefern ist die Arbeit von Oikocredit und die Ihres Fördervereins konfessionsgebunden und welche Rolle spielen kirchliche Institutionen/Träger?

Die Idee von Oikocredit entstand 1968 auf der Weltversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen. Oikocredit arbeitet konfessionsübergreifend mit dem Ziel, dass Kirchen und Gemeinden ihre Rücklagen glaubwürdig anlegen können. Privatpersonen halten jedoch den größten Anteil am Kapital von inzwischen mehr als einer Milliarde Dollar.

Wie ist Oikocredit organisiert?

Oikocredit ist eine internationale ökumenische Genossenschaft mit Sitz in Amersfoort und Büros in 14 Ländern.

Wie trägt Oikocredit zu nachhaltiger Entwicklung bei?

Über 500 Partner*innen in 63 Ländern erhalten Darlehen, die sie an Menschen weitergeben, die mehr erreichen möchten, aber keinen Zugang zu fairen Krediten haben. Unsere Partner*innen stehen als Zwischenstufe in engem Kontakt mit den Endkund*innen: Zum Beispiel vergibt die Genossenschaft Cooprogreso in Ecuador Kredite an 67.000 Kleinstunternehmer*innen.

In welche Sektoren wird investiert und wie funktioniert das genau?

Die Schwerpunkte liegen bei inklusiver Finanzwirtschaft, nachhaltiger Landwirtschaft und erneuerbaren Energien. Hier sieht Oikocredit seine Stärken sowie besonderen Bedarf, auch in Bezug auf die soziale und ökologische Wirkung. Unsere regionalen Expert*innen erarbeiten mit den Unternehmen Kreditpläne für innovative Investitionen. Schulungen, etwa zum Thema Schwankungen des Kaffeepreises, sind oftmals genauso wichtig wie die Darlehen.

Wie wird bestimmt, wem das Geld zur Verfügung gestellt wird?

Zusammenarbeit mit den Armen, Sicherheit der Rückzahlung, soziale und ökologische Wirkung und Leitungsstruktur anhand der ESG-Kriterien. Wichtig: Die Stärkung von Frauen und lokalen Gemeinschaften.

Wie hoch sind die Zinsen für Kreditnehmer*innen und wie hoch ist ihr Risiko in eine Schuldenfalle zu geraten?

Oikocredit vergibt keine Billigkredite, tritt aber auch nicht als Kredithai auf, der verzweifelte Gläubiger in die Schuldenfalle treibt. Die Zinsen sind für beide Seiten fair.

Was passiert, wenn Kredite nicht zurückgezahlt werden können?

Dann wird gemeinsam an Lösungen gearbeitet. Ein besonderes Beispiel ist die Corona-Krise. Die Partner und Oikocredit sind dabei enger zusammengewachsen.

Was versteht Oikocredit unter ethischen Geldanlagen?

Ethische Geldanlage bedeutet geteilte Verantwortung: Sicherheit des Kapitals und Einsatz des Geldes für eine bessere Welt.

Welche Risiken tragen Anleger?

Schlimmstenfalls verlieren sie ihre Anteile.

Erzielt man mit den Geldanlagen Rendite?

In den meisten Jahren wurde eine Dividende von 2 Prozent ausgeschüttet. Weiterer Gewinn: Zufriedenheit!

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Kontakt und Information:
www.oikocredit.de | Regionaler Förderkreis: www.niedersachsen-bremen.oikocredit.de | Vorstand: bbaum@oikocredit.de.